Unserer Stadt geht viel Geld verloren, weil die Bewirtschaftung des Gebäudebestandes nicht regelmäßig optimiert wird. Besonders deutlich wird dies beim Energieverbrauch. Dieser ließe sich durch eine energetische Sanierung senken. Zahlen belegen das eindrücklich: Der Stromverbrauch der städtischen Gebäude liegt seit Jahren unverändert hoch bei rund drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Der Wärmeverbrauch hat sich zwar über die Jahre minimal reduziert, liegt aber trotzdem sehr hoch bei rund 12 Millionen Kilowattstunden. Die jährlichen Kosten belaufen sich insgesamt auf knapp zwei Millionen Euro. Das sind enorme Ausgaben!
Fördermittel nutzen – Gigawattpakt für 97,5% Förderquote
Auf der anderen Seite unterstützt das Land gerade jetzt städtische Sanierungsmaßnahmen durch hohe Fördermittel. Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Freiflächen schaffen neue zusätzliche Einnahmen. Das größte Maßnahmenpaket heißt ‚Gigawatt-Pakt‘ und wird im Rahmen des Transformationsprozesses im Rheinischen Revier aufgelegt. Mit diesem Programm werden PV-Anlagen auf kommunalen Dächern mit Speicher finanziell gefördert, für Erftstadt liegt die Förderquote sogar bei 97,5% (!), Die Anlagen sind also fast zum Null-Tarif zu haben. Eine Förderbedingung gibt dabei zudem vor, dass die Gewinne aus dem ins öffentliche Netz eingespeisten Strom in der Kommune verbleiben sollen und dort für kommunale Zwecke eingesetzt werden sollen.
Warum kommen wir hier nicht in die Gänge?
Immerhin sind zuletzt sechs Anlagen beantragt worden (allerdings von gerade mal insgesamt 56 städtischen Gebäuden). Immer wieder heißt es, die Dächer müssten auf ihre Statik hin überprüft werden. Aber das hören wir nunmehr schon seit Jahren.
Warum wird das nicht zur Chefsache erklärt, fragen wir uns.
Erftstadt will 2040 klimaneutral sein. Unabhängig von diesem Ziel ist aber ganz klar der monetäre Effekt eine entscheidende Größe. Eine Kommune, in der tagein tagaus Streichungen im kulturellen Sektor, Erhöhung von Steuern und Gebühren in den Haushalt geschrieben werden, denkt nicht darüber nach, wie man sich im energetischen Bereich auf den Weg in die Zukunft begibt? Schwer vorstellbar, und doch leider die Realität.
Wir fordern seit Jahren, dass sich hier mehr tut. Und scheitern am Desinteresse der Mehrheitsfraktionen und mangelndem Engagement der Verwaltungsspitze.
Der Rat hat ein durchdekliniertes Klimaschutzkonzept beschlossen. Wir haben eine extrem engagierte Klimaschutzmanagerin, die alle Parameter schon längst auf den Tisch gelegt hat.
Zeit zu handeln ist schon längst.
Kommunale Wärmeplanung
Der nächste Baustein wird die kommunale Wärmeplanung sein. 60 Prozent des Erftstädter Gebäudebestandes sind älter als 50 Jahre, und haben damit einen hohen Energiebedarf, nämlich durchschnittlich 42% des Gesamtenergiebedarfs. In diesem Schnitt liegen auch die städtischen Gebäude.
Der durchschnittliche Energieverbrauch liegt bei 11.000 kWh/pro Kopf/pro Jahr. Der Auftrag an uns alle heißt also, ‚runter vom Gas‘ und Öl. Es geht dabei nicht um konkrete Technologievorgaben, sondern um eine grundsätzliche strategische Ausrichtung für eine zukünftige Energieversorgung. Die ersten Schritte sind auf den Weg gebracht, Bestandsanalysen werden erarbeitet, Potentialanalysen und Szenarien ermittelt, zum Beispiel welche Kombinationen aus Sanierung, Einsatz Erneuerbarer Energien, technische Machbarkeit möglich sein können.
Fassaden- und Dachbegrünung
Der Bund, das Land, alle größeren Kommunen landauf landab, Nachbarkommunen wie Frechen und Wesseling fördern Fassaden- und Dachbegrünung zur Schaffung für ein besseres Mikroklima. Solche Anträge haben wir in der Vergangenheit wiederholt gestellt und sind regelmäßig an der Ratsmehrheit gescheitert. Kein Geld, war die lapidare Begründung. Die Verwendung von Fördermitteln hat da schon keinen mehr interessiert.
Welchen Mehrwert dagegen Begrünungskonzepte darstellen, muss man eigentlich niemandem mehr erläutern. Nicht nur, dass Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen das Mikroklima in Zeiten stetig ansteigender Temperaturen günstig beeinflussen, sie stellen auch einen ästhetischen Mehrwert dar. Namhafte international prämierte Architekturbüros würden es gar nicht wagen, Gebäude ohne Klima- und Begrünungskonzepte zu entwerfen. Es gibt spektakuläre Beispiele sogar bei Hochhausprojekten in Singapur und anderen Metropolen. Wir backen hier kleinere Brötchen, tun uns aber bereits schwer, wenn es um die Absage an Schottergärten geht. Der Rat kann sich nicht zu einem klaren Nein durchringen. Im Bestand sind sie weiter erlaubt. Nur dass sie sich hier nicht etwa verringern, im Gegenteil: es werden immer mehr.
Bildquelle: iStock alvarez
Zum Thesenpapier: https://aufbruch22.de/15-thesen-fuer-eine-neue-politik/



