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Kultur ist der Kitt in unserer Gesellschaft. Sie ist die Baisis unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft. Kultur ist kein Luxusgut. Sie ist unverzichtbar. Sie ist das Fundament, auf dem unsere abendländische Lebensform steht.

Und dennoch setzen Verwaltung und Mehrheiten im Erftstädter Rat hier immer wieder den Rotstift an und zerstören das, was über Jahrzehnte gewachsen ist.

Kultur ist kein Luxusgut

Wir halten es mit Richard von Weizsäcker, dem früheren Bürgermeister von Berlin und späteren Bundespräsidenten, der 1991 sagte: „Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert … Substanziell hat die Förderung von Kulturellem nicht weniger eine Pflichtaufgabe des öffentlichen Haushalts zu sein als zum Beispiel der Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich „Subventionen“ nennen, während kein Mensch auf die Idee käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu bezeichnen.

Bunte Vielfalt

Kultur in Erftstadt, das sind vor allem die vielen Initiativen, die sich engagiert für zahlreiche kulturelle Angebote einsetzen. So etwa die vom Künstlerforum Schaufenster organisierten Kunstaustellungen oder das vielfältige Angebot von Szene `93, oder dem von KultIG, dem Zusammenschluss verschiedener Kulturvereine, gemeinsam mit der Stadtverwaltung 2016 erstmalig aus der Taufe gehobenen Kinosommerabend. Seit zwei Jahren findet dieser beliebte Abend leider nicht mehr statt. Auch der einst erfolgreiche Sommertreff vor der VHS und von der VHS organisiert war eine beliebte Veranstaltung, die eingestampft wurde. JazzIn organisiert regelmäßig Jazzabende im Anneliese-Geske-Haus. Die Erftstädter Lesewoche, veranstaltet von der VHS Erftstadt, ist ohne das große private Engagement derjenigen, die die Leseabende bestreiten, nicht denkbar. Der Musikverein Friesheim und andere Musikvereine, Chöre, Theatervereine, die Bernd-Alois-Zimmermanngesellschaft, der Erftstädter Kulturkreis – sie alle stützen sich auf das Engagement ihrer Mitglieder. Alle diese Initiativen gilt es zu unterstützen. Wir setzen darauf, dass Rat und Verwaltung sich für den Erhalt dieser bunten Vielfalt einsetzen. Dazu sind klare und verlässliche Förderrichtlinien erforderlich, für die wir uns und die Kulturvereine seit Jahren stark machen. Mit allen Akteuren gemeinsam gilt es, einen Kulturentwicklungsplan auf den Weg zu bringen, der ein Fundament für die kulturelle Fortentwicklung Erftstadts herausarbeiten soll.

Brauchtum ist Teil der kulturellen Identität

Zu Erftstadts Kultur gehören selbstredend die vielen traditionellen Veranstaltungen der Dorfgemeinschaften, der Heimat- und Karnevalsvereine dazu. Hinter ihren Angeboten stecken meist starke Vereine. Die legendäre Band der Kölner Stunksitzung „Köbes Underground“ spielt am Ende jeder Stunksitzung ein Lied, bei dem mit regelmäßiger Begeisterung die Zuschauer von ihren Sitzen springen und lauthals mitsingen: „wegen dem Brauchtum“, so heißt dieser Song. Genauso gehört das Brauchtum, der Karneval, die Schützenvereine, der Gymnicher Ritt zur kulturellen Identität Erftstadts, zu dem wir uns selbstverständlich bekennen.

Bildungseinrichtungen – kulturpolitischer Standortfaktor

Wir betrachten den Zugang zu Bildungsreinrichtungen, wie Bibliotheken, die Bestände der Artothek, die VHS oder die Musikschule als wichtigen kulturpolitischen Standortfaktor in unserer Kommune. Sie vermitteln nicht nur Bildung, sondern verstehen sich auch als wichtige Treffpunkte für Jung und Alt, für Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten. Sie sind Orte des Lernens, des Kennenlernens und des Miteinanders.

Während die Musikschule im Anneliese-Geske-Musik- und Kulturhaus gut untergebracht ist, der VHS bald das renovierte Gebäude der Marienschule in Liblar zur Verfügung steht, muss sich die Bibliothek mit einem viel zu kleinem Gebäude zufriedengeben. Dabei hatte der Rat die Chance, einen kompletten Neubau in Liblar in unmittelbarer Nähe zur VHS beziehen zu können. Der Standort neben der VHS wäre perfekt gewesen, großzügig, mit Cafébetrieb und vielen medialen Angeboten. Und nicht zuletzt wäre das die Stadt sogar preiswerter gekommen. Das Vorhaben scheiterte leider an einer Ratsmehrheit von CDU und FDP.

Für das kulturelle Leben in Erftstadt ist es umso wichtiger, dass wir solche Chancen zukünftig mutig nutzen.

Musikschule: Wir haben klare Vorstellungen

Nachdem die Geske-Stiftung ihr Angebot, die Musikschule zu übernehmen, zurückgezogen hat, gibt es für deren Zukunft nur eine Lösung: Die Schule bleibt in städtischer Regie. Das heißt: Die Leitung der Musikschule muss jetzt zügig ausgeschrieben und besetzt werden. Die neue Leitung soll sich voll auf die Musikschule konzentrieren können, der derzeitige zusätzliche Aufgabenbereich für die Abteilungsleitung Kultur muss wegfallen. Die Streichung der drei Lehrerstellen muss zurückgenommen werden. Die Stelle des Trompetenlehrers muss jetzt ebenfalls direkt ausgeschrieben werden

Fest steht: Die Musikschule wird auch zukünftig nicht kostendeckend arbeiten. Auch bei der durch die Geske-Stiftung angebotenen Übernahme der Musikschule hätte die Stadt jährlich einen Zuschuss von rund 800.000 Euro zahlen müssen.

Vision Kulturhaus Erftstadt

Wir haben die Vision, dass einst in Erftstadt ein Kulturhaus entsteht. Nicht heute und vielleicht auch nicht in naher Zukunft, aber trotzdem in einem überschaubaren Zeitrahmen. Über ein solches Haus haben sich schon Menschen wie der ehemalige WDR-Redakteur und Buchautor Cornelius Bormann oder der ehemalige technische Beigeordnete Hans-Peter Wronka intensiv Gedanken gemacht.

Wir stellen uns ein lebendiges Erftstädter Kulturhaus vor, in dem es summt und brummt wie in einem Bienenstock, in dem Theatergruppen proben und spielen, in dem ein kommunales Kino mehrmals in der Woche Filme zeigt, in dem ein Café vorhanden ist, in dem Galerien und Ateliers Platz für bildende Künste anbieten, in dem Musikgruppen proben und spielen können. Natürlich könnten dort auch politische Foren stattfinden, ganz unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, Klassen, Kitas, Senioren, gerne auch Politikerinnen und Politiker sollten sich treffen, austauschen, performen – in einem offenen Dialog treten ohne steife Förmlichkeiten.

Wir sehen so einen Ort in der Noch-Hauptfeuerwache* in Liblar neben der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule. Der jetzt trennende Zaun wäre dann nicht mehr da, es entstünde stattdessen ein großes offenes Areal, das beide Gebäude miteinander verbindet und zu einem lebendigen Miteinander verschmelzen lässt.

*Der aktuelle Brandschutzbedarfsplan sieht einen neuen, anderen Standort für die Hauptfeuerwache vor.

Beitragsfoto: Kinosommerabend 2017: Die Stimmung ist gut. Die Besucherinnen und Besucher haben Spaß.


Zum Thesenpapier: https://aufbruch22.de/15-thesen-fuer-eine-neue-politik/